Nilpferd
Gibt es Nilpferde am Nil?
Namensgebend für den Nil waren die Griechen, die ihn „Nileos“ nannten. Auf seiner Reise durchquert der Strom gleich sechs Staaten: Ruanda, Burundi, Tansania, Uganda, Sudan und Ägypten. Doch ein Flusspferd wird man in keinem von ihnen entdecken.
Das Nilpferd und der Nil
Tatsächlich wurden die bis zu 4.500 Kilogramm schweren Säugetiere bereits im 19. Jahrhundert von Menschen vom Nil verdrängt, die sie wegen ihrer Stoßzähne und zum Vergnügen jagten. Deshalb bezeichnen Biologen den früher über weite Teile Afrikas verbreiteten Paarhufer heute lieber als Flusspferd. Aber auch der Name Flusspferd passt im Grunde genommen nicht so richtig auf die schwergewichtigen Kolosse, die mit ihren Stummelbeinchen und den mächtigen Schädeln wenig von der Grazie eines Pferdes haben. Vielmehr erinnert die massige Kontur eher an ein Schwein und offenbar sind sie noch am nächsten mit den Walen verwandt, mit denen sie viele gemeinsame Gene teilen. Wie die Pferde leben auch Flusspferde streng vegetarisch. Nachts verlassen sie die Flüsse und die Seen, um auf den angrenzenden Wiesen zu grasen. Dabei sind sie keine Kostverächter. Rund vierzig Kilogramm Pflanzen und Gräser frisst ein ausgewachsenes Tier jede Nacht. Tagsüber würde ihre empfindliche Haut in der prallen Sonnen verbrennen, deshalb halten sie sich zu dieser Zeit im Wasser auf.
Wo gibt es Flusspferde?
Heute trifft man sie nur noch südlich der Sahara in besonderen Schutzgebieten. Nur noch 150.000 Exemplar existieren von den Dickhäutern. Dabei sind Flusspferde keine friedlichen Giganten. Fühlen sie sich angegriffen, verteidigen sie ihr Revier. Jedes Jahr verursachen Flusspferde mehr Todesfälle in Afrika als alle anderen Großtiere, Elefanten, Krokodile und Löwen, zusammen. Dabei setzen sie ihren Quadratschädel wie eine Ramme ein und auch die Stoßzähne können hässliche Wunden verursachen. Mit ihren massigen Körpern bringen sie kleine Boote schnell zum Kentern.
Früher, bis zum Ende des Pleistozän vor rund 10.000 Jahren, gab es auch in Europa Flusspferde. So waren sie während dieser Wärmeperiode in großen Teilen Europas, in Norddeutschland und selbst in England heimisch. Vermutlich wurden sie damals durch Steinzeit-Jäger ausgerottet oder hielten der Klimaveränderung nicht stand. Im alten Ägypten wurden Flusspferde verehrt und zum Teil mit Seth gleichgesetzt. Ihre Jagd war allein Königen vorbehalten.
Bucht man heute eine Nilkreuzfahrt, die zu zahlreichen interessanten antiken Stätten führt, begegnet man dem Nilpferd also nur als Wandbild oder Keramikfigur. Dem Charme der pummeligen Keramikfiguren mit türkiser oder grüner Glasur kann man sich nur schwer entziehen, sie sind ein beliebtes Souvenir und haben so manche Sammelleidenschaft ausgelöst.